Mein adventlicher Lieblingsort? Für mich unser Dom, der Dom St. Peter zu Regensburg. Nicht nur, wenn die roten Kerzen auf dem großen Adventskranz brennen und die Domspatzen die alten Lieder vom Kommen des Emmanuel singen, die aus Kinderzeiten vertraut sind. Sondern auch, weil die berühmte Verkündigungsgruppe des Erminoldmeisters mit Maria und dem lachenden Engel uns immer erinnert, dass die lange Zeit des Wartens im ersten Kommen des Herrn endlich ein Ende hatte. Und dann vor allem, wenn der Hochchor im Licht der Morgensonne aufstrahlt. Die original aus dem Mittelalter erhaltenen Fenster sind eine Kostbarkeit, die ihresgleichen sucht. Farbiges Glas war das Material, das den Vorstellungen, wie die kommende Welt beschaffen sein wird, am nächsten kam: strahlend aufleuchtend im durchscheinenden Licht, wie Jaspis, Saphir, Chalzedon und die anderen Juwelen des himmlischen Jerusalem. Glas wurde unter großen Mühen und mit hohen Kosten in abgeschiedenen Glashütten in den tiefen Wäldern hergestellt. Die Glasmacher, Experten in ihrem Fach, stellten nach oft geheimen Rezepten aus banalen Grundstoffen wie Sand, Asche und einigen Metalloxiden ein Material her, das den Edelsteinen glich. Und das buchstäblich mit Silber aufgewogen wurde. In den Werkstätten der Glasmaler wurden die Farbglasscheiben dann kunstvoll bemalt und wie ein Mosaik zu großen Bildfenstern zusammengesetzt. Wir stehen heute bewundernd vor dieser farbenprächtig leuchtenden Wand aus Glas mit ihren Darstellungen aus dem Leben von Jesus, den Aposteln und Heiligen. Und werden erinnert an das, was Christen im Advent erwarten.
Foto: Hansjörg Hauser, kulttouren e. V.
