Mein Lieblingsort im Advent ist die Neupfarrkirche. Inmitten des regen Getriebes des Christkindlmarkts, der in „normaleren“ Jahren auf dem Neupfarrplatz stattfindet, ragt der schlichte Kirchenbau empor. Hier finde ich einen Ort der Stille, an dem ich in mich gehen und bei mir sein kann.
Der Neupfarrplatz entstand vor gut fünfhundert Jahren durch die Zerstörung des jüdischen Viertels. Am Ort der Synagoge, wurde mit dem Bau einer Wallfahrtskirche begonnen, der Schönen Maria-Kirche, in der ‑ bereits wenige Jahrzehnte später ‑ der erste protestantische Gottesdienst Regensburgs stattfand. In diesem Bau, der aus den Trümmern des jüdischen Viertels entstand, überlagern und durchdringen sich also jüdische, katholische und protestantische Stadtgeschichte.
Das Innere ist für mich hell, weit und warm. Die gelben Kreuzrippenbögen wirken wie gelbe Sonnenstrahlen, die das Graue der kalten Jahreszeit durchbrechen, dem Kirchenraum Struktur geben.
Gleich neben dem Altar fangen mich still und leise der große Adventskranz und die Krippe ein.
Als „Vater“ der Krippentradition gilt Franz von Assisi, der im 13. Jahrhundert in einer Waldhöhle mit einem Ochsen und einem Esel seine berühmte Weihnachtspredigt hielt. So konnten auch einfache Menschen, die nicht lesen und schreiben konnten, die Frohe Botschaft verstehen. Diese Form der „theatralischen“ Darstellung fand viel später Einzug in katholische, aber auch protestantische Wohnzimmer. Und damit schließt sich der Kreis: Was könnte besser in diese ursprünglich katholische und seit Jahrhunderten protestantische Kirche passen als eine Adventstradition, die – wie im Übrigen auch Christbaum und Adventskranz – in beiden Konfessionen beheimatet ist?