Verband der Regensburger Gästeführer e.V.

Unter, auf und neben der Brücke: Mein Grieser Steg im Advent

Thoa Julia Weber

Regensburgs Stadtbild wird nicht nur durch zahlreiche mittelalterlichen Türmen geprägt, sondern auch von etlichen Brücken, welche die Flussufer von Donau, Naab und Regen miteinander verbinden. Neben der sehr präsenten, monumentalen Steinernen Brücke aus dem 12. Jahrhundert, gibt es in Regensburg aber auch unscheinbar kleine Brücken, die sich in ihre Umgebung so gut integriert haben, dass sie kaum sichtbar und gleichsam eins mit der Natur geworden sind. Eine solch kleine, zurückhaltende Brücke ist der Grieser Steg, eine massive Fachwerktrogbrücke aus Stahl.

Der Grieser Steg befindet sich im nördlichen Altstadtbereich von Regensburg. Er verbindet die Donauinseln Unterer Wöhrd und Oberer Wöhrd sowie den Stadtteil Stadtamhof miteinander. Es handelt sich hier um eine Behelfsbrücke, einer leichten, zerlegbaren Brücke (LZ- Brücke) der Firma MAN von 1947. Als Pionierbrücke im Krieg hatte sie keine ästhetischen Ansprüche, sondern nur einen pragmatischen Nutzen: eine Flussüberquerung, welche schnell auf- und abgebaut werden konnte.

Im Winter 2020/2021 habe ich meine Masterarbeit an der OTH- Regensburg im Fach Historische Bauforschung mit dem Thema „Der Grieser Steg – ein Provisorium für die Ewigkeit“ erfolgreich beendet.

Das Arbeiten, Recherchieren, Vermessen und Zeichnen Tag ein, Tag aus unter, auf und neben der Brücke hat mich sehr viel über das „wahre Leben“ gelehrt.

Man beobachtet Menschen, welche diese Brücke passieren. Der Grieser Steg ist ein Teil ihres alltäglichen Lebens geworden. Der Vater, der jeden Tag in der Hergottsfrühe mit dem Stand up paddle board Sport betreibt - „seine Zeit am Tag“- danach seine Kinder zur Schule bringt und sie nachmittags mit dem Lastenfahrrad wieder nach Hause fährt. Die Hundebesitzerin, welche immer zur selben Uhrzeit Gassi geht;

der Taucher, der bei eiskalten Temperaturen seine größte Freude an den Muscheln im Donauufer hat…

Neugierig, dennoch liebevoll wurde ich von den BürgerInnen Regensburgs beäugelt. Bald wusste jeder, was ich hier täglich mache und wer ich bin.

Besonders jetzt, in der sehr schwierigen Zeit der Corona Pandemie und auch, wenn Corona nicht da wäre, in der eiskalten Winterzeit: Was machen

Menschen, welche kein Dach über dem Kopf haben? Ich konnte jeden Tag, nachdem ich stundenlang unter der Brücke gezeichnet haben, meine Sachen packen und in mein wohliges Heim fahren. Diese Menschen jedoch nicht.

Sehr oft hatte ich sehr wehmütige und traurige Momente, denn unter der Brücke leben zu müssen, ist ein sehr hartes Leben. Umso dankbarer war ich für mein Leben. Halten wir zusammen, helfen wir den Menschen, denen es nicht vergönnt ist, ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben. Schlagen wir Brücken zu Menschen, welche unsere Nächstenliebe und Hilfe brauchen.

Eine besinnliche Adventszeit wünsche ich Ihnen, halten wir zusammen und bleiben Sie gesund!


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